Für mehr Dialog, Wertschätzung und Anerkennung
Podiumsdiskussion rund um die Situation in der ambulanten Pflege
Nürnberg– Im Hinblick aufdie Situation der ambulanten Pflege organisierte der Verein Diakonie zu Hausee.V., dem unter anderem die Diakonie Neuendettelsau und die Diakonie Fürth angehören,eine Podiumsdiskussion in der Klinik Hallerwiese. Vier Politiker und vierExperten diskutierten unter anderem über die Ausbildungskosten, denFachkräftemangel und die gesellschaftlichen Herausforderungen.
UmDinge zu verändern, muss man ins Gespräch kommen: Und das taten die Anwesenden,ohne dabei ein Blatt vor den Mund zu nehmen: „Der Pflegenotstand ist die Schuldder Politik“, waren sich Ruth Papouscheck (Diakonie Fürth), Gerhard Gruner(Vorsitzender Diakonie zu Hause e.V.), Jürgen Multrus (Leiter der ambulantenDienste der Diakonie Neuendettelsau) und Pflegedienstleiterin Claudia Hilperteinig. Wie auch durch die Aussagen des Publikums deutlich wurde, haben vieleMenschen Angst vor der Zukunft und vor dem Altern. 70 Prozent der zu pflegendenSenioren lebten zuhause und seien damit auf die ambulante Pflege angewiesen. „Wastut die Politik, wenn keine Pflegefachkräfte mehr da sind?“, will JürgenMultrus wissen. Gemeinsam mit Gerhard Gruner verdeutlichte er, dass dieSituation ernst sei und dass die Politik den Pflegenotstand ernst nehmen müsse.„Wir ziehen alle an einem Strang, das Thema Pflege betrifft früher oder späterjeden“, betont Multrus und zeigte sich erfreut darüber, mit Andrea Lipka (SPD),Gerlinde Mathes (CSU), Verena Osgyan (Grüne) und Thomas Schneider (FreieWähler) auf vier Politiker getroffen zu sein, die mit ihnen ins Gespräch kommenwollten. Auch die im Publikum anwesenden Pflegekräfte nutzten die Möglichkeit,ihre eigenen Sichtweisen zu schildern und Änderungsvorschläge einzubringen. Siekritisierten beispielsweise die Pläne, Asylbewerber, Langzeitarbeitslose oderAuslandskräfte für den Beruf zu werben. „Nicht jeder ist für den Berufgeeignet, man muss mit dem Herzen dabei sein um gut in der Pflege zu sein“,betonten sie. Multrus und Hilpert äußerten auch die Forderung nach rechtlichenRahmenbedingungen, um das Machtmonopol von Krankenkassen zu reduzieren. „Dieschwachen rechtlichen Positionen der Diakoniestation hindern uns an einerVerhandlung auf einer Augenhöhe“, sagte Multrus. Wie er erklärt, werden dieDiakoniestationen hierdurch gezwungen, nicht auskömmliche Entgeltvereinbarungenabzuschließen, die regelmäßig unter den Tarifsteigerungen liegen. Dies habeüber die Jahre zu einem Prozess der Leitungsverdichtung geführt, die zurVerschlechterung der Arbeitsbedingungen in der ambulanten Pflege geführthätten. Stärkere Rechtspositionen der ambulanten Dienste sowie mehr Anerkennungkönnten den Problemen entgegenwirken. Die Politiker zeigten sich einfühlsam.Thomas Schneider (Freie Wähler) verdeutlichte beispielsweise, dass es für ihndarauf ankomme, erst mit Betroffenen zu sprechen und dann zu handeln. GerlindeMathes verdeutlichte die positiven Absichten des Landespflegegeldes, währendsich Andrea Lipka und Verena Osygan für sich dafür interessierten den Prozessder Leistungsverdichtung zu beenden.
Abschließendwandte sich Ruth Papouscheck (Diakonie Fürth) an das Publikum und erklärte,dass sie trotzdem keine Angst vor der Zukunft habe, weil sie wisse, dass sievon ihrer Diakonie gut gepflegt werde.